Fachbereich
Praktische Theologie - Liturgiewissenschaft & Sakramententheologie
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2. Kapitel
Die Heiligung des Tages
Die verschiedenen Tagzeiten
I.
Die Eröffnung des gesamten Stundengebetes
II. Laudes und Vesper
III. Die Lesehore
IV. Die Vigilien (erweiterte Lesehoren)
V. Terz, Sext und Non oder die mittlere Hore
VI. Die Komplet
VII. Die Verbindung einzelner Horen mit der Messe oder
miteinander
I. Die
Eröffnung des gesamten Stundengebetes
34. Das Stundengebet wird in der Regel mit dem Invitatorium
eröffnet. Dieses umfasst den Versikel "Herr,
öffne meine Lippen. Damit mein Mund dein Lob verkünde" und den Psalm 95
(94). So werden die Gläubigen täglich eingeladen, das Lob Gottes zu singen,
seine Stimme zu hören; sie werden angespornt, nach der ..Ruhe
des Herrn" auszuschauen1.
Anstelle von
Psalm 95 (94) können auch die Psalmen 100 (99), 67 (66) oder 24 (23) verwendet
werden.
Es empfiehlt
sich, den Psalm des Invitatoriums responsorisch
zu beten, wie es an der betreffenden Stelle angegeben ist, das heißt, die
Antiphon wird vorgetragen, sogleich wiederholt und nach jeder Psalmstrophe wiederaufgenommen.
35. Das Invitatorium steht immer am Beginn des täglichen
Stundengebets, entweder vor den Laudes oder vor der Lesehore,
je nachdem, mit welcher der beiden Horen man den Tag beginnt. Der Psalm mit
seiner Antiphon kann je nach den Umständen entfallen, wenn er den Laudes
vorangeht.
36. Welche
Antiphon an den verschiedenen Tagen zum Invitatorium
genommen wird, ist jeweils an entsprechender Stelle vermerkt.
II.
Laudes und Vesper
37. "Die Laudes als Morgengebet und die Vesper als Abendgebet, nach der
ehrwürdigen Überlieferung der Gesamtkirche die beiden Angelpunkte des täglichen
Stundengebetes, sollen als die vornehmsten Gebetsstunden angesehen und als
solche gefeiert werden."2
38. Die
Laudes sind zur Heiligung der Morgenstunde bestimmt. Aus vielen ihrer Teile
geht das deutlich hervor. Von der Besonderheit des Morgengebetes sagt der
heilige Basilius: "Die Morgenhore soll mit den ersten Regungen unserer
Seele und unseres Geistes Gott geweiht sein. Wir sollen nichts unternehmen, ehe
wir im Gedanken an Gott froh geworden sind, wie es in der Schrift heißt:
'Gottes gedachte ich und wurde froh' (Ps 77 [76], 4).
Ebenso sollen wir mit der körperlichen Arbeit nicht beginnen, bevor wir das
Wort erfüllt haben: 'Zu dir will ich beten, Herr; morgens hörst du meine
Stimme, morgens stehe ich vor dir und schaue aus' (Ps
5.4-5)."3
Diese
Gebetsstunde im Licht des anbrechenden Tages ist außerdem Gedächtnis der
Auferstehung des Herrn Jesus. Er ist das wahre Licht, das alle Menschen
erleuchtet (vgl. Joh 1,9), er ist die "Sonne der
Gerechtigkeit" (Mal 4,2) und "das aufstrahlende Licht aus der
Höhe" (Lk 1,78). So verstehen wir auch die
Mahnung des heiligen Cyprian : "In der Frühe muss
man beten, um die Auferstehung des Herrn durch morgendliches Gebet zu
feiern."4
39. Die
Vesper wird gefeiert, wenn es Abend geworden ist und der Tag sich schon geneigt
hat, damit wir "Dank sagen für alles, was uns an diesem Tag zuteil wurde oder was wir recht vollbracht haben"5. Auch unserer Erlösung gedenken wir in diesem
Gebet, das wir "wie Weihrauch vor dem Herrn" emporsteigen lassen, als
unser Abendopfer, zu dem wir die Hände erheben6.
"Das kann in tieferem Sinn auch von dem Abendopfer verstanden werden, das
der Herr und Heiland beim Abendmahl den Aposteln übergab, als er die heiligen
Mysterien der Kirche einsetzte, oder von dem, das er am folgenden Tag als
Abendopfer, das heißt am Ende der Zeiten, im Erheben seiner Hände dem Vater zum
Heil der ganzen Welt dargebracht hat."7 Um
unsere Hoffnung schließlich dem Licht zuzuwenden, das keinen Untergang kennt,
"beten und bitten wir darum, dass von neuem das Licht über uns komme,
bitten wir um das Kommen Christi, das uns die Gnade des unvergänglichen Lichtes
schenken wird"8. Zu dieser Stunde stimmen
wir in den Gesang der Ostkirchen ein:
"Heiteres
Licht vom herrlichen Glanze deines unsterblichen, heiligen, seligen himmlischen
Vaters: Jesus Christus. Dich verherrlichen alle Geschöpfe.
Siehe, wir kommen beim Sinken der Sonne, grüßen das freundliche Licht des
Abends, singen in Hymnen Gott dem Vater, singen dem Sohn und dem Heiligen
Geist.
Würdig bist du, dass wir dich feiern zu allen Zeiten mit heiligen Liedern,
Christus, Sohn Gottes, Bringer des Lebens: dich lobpreise die ganze Erde.
Amen."
40. Den
Laudes und der Vesper gebührt hohe Wertschätzung als Gebet der christlichen
Gemeinde. Ihre öffentliche und gemeinsame Feier soll daher besonders von denen
gepflegt werden, die ein gemeinsames Leben führen. Doch auch den einzelnen
Gläubigen, die an einer gemeinsamen Feier nicht teilnehmen können, wird das
Beten dieser Horen empfohlen.
41. Laudes
und Vesper beginnen mit dem Versikel : "O Gott, komm mir zu Hilfe. Herr, eile, mir zu helfen",
dem das "Ehre sei dem Vater", "Wie im Anfang" und - außer
in der Fastenzeit - das "Halleluja" folgen. Wenn die Laudes mit dem Invitatorium beginnen, fällt diese Eröffnung weg.
42. Dann
folgt der jeweilige Hymnus. Er soll der Hore oder dem Fest die je eigene
Färbung geben und einen leichteren und froheren Beginn des Gebetes ermöglichen,
besonders in der Feier mit der Gemeinde.
43. Auf den
Hymnus folgt die Psalmodie nach den Regeln unter Nr. 121-125. Die Psalmodie der
Laudes besteht nach der Überlieferung der Kirche aus einem Morgenpsalm, einem Canticum aus dem Alten Testament und einem Lobpsalm. Die Psalmodie der Vesper besteht aus zwei Psalmen
oder Psalmabschnitten, die für diese Stunde und für
eine Feier mit dem Volk passend ausgesucht sind. Dazu kommt ein Canticum aus den Apostelbriefen oder aus der Geheimen
Offenbarung.
44. Nach der
Psalmodie wird eine kurze oder längere Lesung aus der Heiligen Schrift
gehalten.
45. Die
Kurzlesung wechselt je nach Wochentag, Kirchenfahrzeit oder Fest. Sie soll als echte
Verkündigung des Wortes Gottes gelesen und gehört werden, die einen religiösen
Gedanken eindringlich darbietet. Auch manches kurze Schriftwort, das in der
fortlaufenden Lesung (Bahnlesung) vielleicht weniger zur Geltung kommt,
erscheint hier in neuem Licht. Die Kurzlesungen wechseln mit den Tagen des Vier Wochen-Psalters.
46. Man kann
aber auch eine längere Schriftlesung wählen, besonders bei der Feier mit der
Gemeinde. Dazu wird man vor allem die Texte der Lesehore
oder der Messe des betreffenden Tages verwenden, die aus irgendeinem Grund
nicht vorgetragen werden konnten; doch ist auch gegen die Auswahl einer
anderen, besonders geeigneten Lesung nichts einzuwenden. Dabei ist auf die
Bestimmungen in Nr. 248, 249 und 251 zu achten.
47. Bei der
Feier mit der Gemeinde kann auch eine kurze Homilie gehalten werden, in der die
Lesung ausgelegt wird.
48. Auf die
Lesung bzw. die Homilie kann, wo es angebracht erscheint, eine kurze Stille
folgen.
49. Das
Responsorium (breve) ist die Antwort auf Gottes Wort. Es kann, je nach den
Umständen, entfallen. An seiner Stelle können auch andere Antwortgesänge
genommen werden, die für diesen Zweck geeignet und deren Texte von der
Bischofskonferenz approbiert sind.
50. Dann
wird feierlich das Canticum aus dem Evangelium mit
seiner jeweiligen Antiphon gesungen: zu den Laudes der Lobgesang des Zacharias,
das Benedictus, zur Vesper der Lobgesang der seligen Jungfrau Maria, das Magnificat. Diese volksnahen Gesänge, die seit alters in
der römischen Kirche ihren festen Platz haben, drücken Lob und Dank für die
Erlösung aus. Die Antiphonen dazu wechseln je nach Wochentag, Kirchenfahrzeit
oder Fest.
51. Auf das Canticum folgen in den Laudes Bitten, in denen der Tag und
die Arbeit Gott geweiht werden, in der Vesper dagegen Fürbitten (vgl. Nr.
179-193).
52. Danach
singen oder sprechen alle gemeinsam das Vaterunser.
53.
Unmittelbar nach dem Vaterunser wird die Schlussoration gebetet. Sie findet
sich für die gewöhnlichen Wochentage im Psalterium, sonst im Proprium.
54. Leitet
ein Priester oder Diakon die Liturgie, so entlässt er die Gemeinde mit dem Gruß
"Der Herr sei mit euch" und dem Segen wie in der Messe samt der
Aufforderung "Gehst hin in Frieden" und der Antwort "Dank sei
Gott, dem Herrn." Sonst wird die Feier beschlossen mit den Worten:
"Der Herr segne uns" usw.
III.
Die Lesehore
55. Die Lesehore soll dem Volk Gottes, vor allem
denen, die auf besondere Weise dem Herrn geweiht sind, die Meditation der
schönsten Stellen aus der Heiligen Schrift und aus den Werken geistlicher
Schriftsteller nahe bringen. Schon bei der täglichen Messfeier wird die Heilige
Schrift in reicher Auswahl gelesen. Darüber hinaus wird der Schatz aus
Offenbarung und Überlieferung, den die Lesehore
enthält, viel zum geistlichen Fortschritt beitragen. Vor allem die Priester
sollen sich diesen Reichtum zu eigen machen, um
imstande zu sein, das Wort Gottes, das sie selber aufgenommen haben, allen
übrigen auszuspenden, "dem Volk Gottes zur
geistlichen Nahrung"9.
56. Die
Schriftlesung muss aber von Gebet begleitet werden, "damit sie ein
Zwiegespräch zwischen Gott und Mensch werde; denn ihn sprechen wir an, wenn wir
beten, ihn hören wir, wenn wir die göttlichen Worte lesen"10. Deshalb umfasst die Lesehore
auch noch Psalmen, den Hymnus, die Oration und anderes. Das gibt ihr den
Charakter echten Gebetes.
57. Gemäß
der Liturgiekonstitution soll die Lesehore "zwar
im Chor den Charakter als nächtliches Gotteslob beibehalten, aber so
eingerichtet werden, dass sie sinnvoll zu jeder Tageszeit gebetet werden kann.
Sie soll aus weniger Psalmen und längeren Lesungen bestehen."11
58. Alle,
die infolge Sonderrecht diesem Gebet die Eigenart nächtlichen Gotteslobes
bewahren müssen oder in anerkennenswerter Weise bewahren wollen und es in der
Nacht oder frühmorgens vor den Laudes verrichten, entnehmen in der Zeit im
Jahreskreis den Hymnus der für diesen Zweck vorgesehenen eigenen Reihe. An
Sonntagen, Hochfesten und bestimmten Festen ist zu beachten, was unter Nr.
70-73 über die erweiterte Lesehore (Vigil) gesagt
ist.
59. Die Lesehore kann sonst jedoch zu jeder beliebigen Tagesstunde
gehalten werden, auch am Abend des vorangegangenen Tages, nach der Vesper.
60. Wird die
Lesehore vor den Laudes gehalten, so geht ihr das Invitatorium voraus, wie oben unter Nr. 34-36 beschrieben.
Andernfalls beginnt sie mit dem Versikel: "O
Gott, komm mir zu Hilfe", "Ehre sei dem Vater", "Wie im
Anfang" und (außerhalb der Fastenzeit) "Halleluja".
61. Dann
folgt der Hymnus, in der Zeit Im Jahreskreis entweder aus der Reihe der Hymnen
In der Nacht oder Am frühen Morgen (vgl. Nr. 58) oder aus der Reihe Am Tag, je
nachdem, zu welcher Zeit man betet.
62. Die
anschließende Psalmodie besteht aus drei Psalmen (oder Psalmabschnitten,
wenn die vorgesehenen Psalmen länger sind). Die Drei Österlichen Tage, die
Oster- und Weihnachtsoktav, die Hochfeste und Feste haben eigene Psalmen und
Antiphonen. An Sonn- und Wochentagen nimmt man die Psalmen und Antiphonen aus
dem Psalterium, ebenso an Gedenktagen, die keine eigenen Psalmen und Antiphonen
haben (vgl. Nr. 218 ff.).
63. Auf die
Psalmodie folgt der Versikel. Er leitet von der
Psalmodie zum Hören der Lesungen über.
64. Zwei
Lesungen werden vorgetragen. Als erste die Heilige Schrift, danach eine Lesung
aus den Werken der Väter oder der Kirchenschriftsteller oder eine Lesung, die
den Heiligen betrifft.
65. Auf jede
Lesung folgt ein Responsorium (vgl. Nr. 169-172).
66.
Gewöhnlich wird jene Perikope gelesen, die gemäß Nr. 140-155 im Proprium des
Herrenjahres an der Reihe ist. An Hochfesten und Festen dagegen wird die Lesung
dem Proprium der Heiligen oder dem Commune entnommen.
67. Die
zweite Lesung wird mit ihrem Responsorium entweder dem Stundenbuch oder dem Auswahllektionar entnommen, von dem unter Nr. 161 die Rede
ist. In der Regel nimmt man sie aus dem Proprium des Herrenjahres.
An
Hochfesten und Festen der Heiligen wird eine eigene Heiligenlesung verwendet.
Ist keine eigene vorgesehen, so entnimmt man sie dem Commune.
An Gedenktagen der Heiligen, deren volle Feier nicht behindert ist, tritt deren
Heiligenlesung an die Stelle der sonstigen zweiten Lesung (vgl. Nr. 166 und
235).
68. An den
Sonntagen außerhalb der Fastenzeit, an den Tagen der Oster- und Weihnachtsoktav
und an Hochfesten und Festen folgt nach dem Responsorium der zweiten Lesung der
Hymnus Te Deum, nicht aber
an Gedenktagen und Wochentagen. Sein letzter Teil von der Stelle "Rette
dein Volk" an kann auch weggelassen werden.
69. Die Lesehore schließt in der Kegel mit der Tagesoration und -
wenigstens beim Gebet in Gemeinschaft - mit dem Versikel : "Singet Lob
und Preis. Dank sei Gott, dem Herrn."
IV.
Die Vigilien (erweiterte Lesehoren)
70. Die Osternacht wird in der ganzen Kirche so gefeiert, wie es die
betreffenden liturgischen Bücher angeben. "Die Vigil dieser Nacht` `, sagt
der heilige Augustinus, "ist so bedeutsam, dass sie diesen auch den
anderen Vigilien gemeinsamen Namen wie einen Eigennamen an sich gezogen
hat."12, . . Wachend verbringen wir jene Nacht, da
der Herr auferstand und jenes Leben in seinem Fleische für uns begann, in dem
es weder Tod noch Schlaf gibt ... Der Auferstandene, dem wir in dieser Nacht,
ein wenig länger wachend, unser Preislied singen, wird uns bei sich Leben und
Herrschaft ohne Ende gewähren."13
71. Wie in
der Osternacht war es auch an einigen anderen hohen Festen in verschiedenen
Ortskirchen Brauch, die Nacht vorher zu wachen, besonders vor dem Hochfest der
Geburt des Herrn und vor dem Pfingstfest. Das soll nach den Gewohnheiten einer
jeden Kirche bewahrt und weiter gefördert werden. Sollten mancherorts noch andere
Hochfeste oder Wallfahrten mit einer Vigil ausgestattet werden, so gelten dafür
die allgemeinen Regeln für Wortgottesdienste.
72. Die
Väter und die geistlichen Schriftsteller haben die Gläubigen, besonders die ein
kontemplatives Leben führen, oft zum nächtlichen Gebet ermuntert. Darin findet
die Erwartung des wiederkehrenden Herrn Ausdruck und Ansporn
: "Mitten in der Nacht wurde laut gerufen Der Bräutigam kommt! Geht
ihm entgegen!" (Mt 25, 6.) "Wacht aber!
Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob abends oder um Mitternacht,
ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich
kommt, nicht schlafend antreffen" (Mk 13, 35 bis
36). Darum verdienen alle Anerkennung, die am
Charakter der Lesehore als nächtliches Gebet
festhalten.
73. Im
römischen Ritus ist die Lesehore mit Rücksicht auf
die in der Seelsorge Tätigen immer gleich kurz. Darum sollen jene, die sie vor
Sonntagen, Hochfesten und Festen zu einer Vigil erweitern wollen,
folgendermaßen verfahren: Zuerst wird die Lesehore genau
nach dem Stundenbuch bis einschließlich der Lesungen gefeiert. Vor dem Te Deum werden dann die Cantica eingefügt, die der Anhang zum Stundenbuch bietet;
darauf wird das Evangelium gelesen, dem auch eine Homilie folgen kann. Es
schließen sich an der Hymnus Te
Deum und die Oration.
Das
Evangelium wird an Festen und Hochfesten aus dem Messlektionar
genommen, an Sonntagen aus der Reihe der Osterevangelien im Anhang zum
Stundenbuch.
V.
Terz, Sext und Non oder die mittlere Hore
74. Nach uralter Überlieferung pflegten die Christen auch tagsüber zu
verschiedenen Stunden private Gebete zu verrichten, auch während der Arbeit, um
die Kirche der Apostel nachzuahmen. Im Lauf der Zeit entstanden daraus
verschiedene liturgische Feiern.
75. Die
Liturgie des Ostens wie des Westens behielt davon die Terz, Sext und Non bei,
vor allem deshalb, weil sich mit diesen Horen das Gedenken an bestimmte
Ereignisse in der Leidensgeschichte des Herrn und an die erste Ausbreitung des
Evangeliums verbindet.
76. Das
Zweite Vatikanische Konzil hat beschlossen, dass die kleinen Horen Terz, Sext
und Non beim Chorgebet beizubehalten sind14 .
Alle, die
ein kontemplatives Leben führen, sollen den liturgischen Brauch bewahren, diese
drei Horen zu beten. Sonderrechte bleiben davon unberührt. Dasselbe wird allen
empfohlen, vor allem den Teilnehmern an geistlichen Übungen oder an
Pastoralkursen.
77.
Außerhalb des Chorgebetes kann man eine dieser drei Horen auswählen, die der
Tageszeit am besten entspricht, so dass die Überlieferung gewahrt bleibt,
tagsüber während der Arbeit zu beten. Sonderrecht bleibt unberührt.
78. Terz,
Sext und Non sind deshalb so zusammengestellt, dass sowohl auf jene Rücksicht
genommen ist, die nur die eine "Kleine Hore" beten, wie auch auf die
anderen, die alle drei Horen verrichten müssen oder wollen.
79. Begonnen
werden sie mit dem Vers: "O Gott, komm mir zu Hilfe" samt "Ehre
sei dem Vater", "Wie im Anfang" und (außerhalb der Fastenzeit)
"Halleluja". Es folgen der jeweilige Hymnus, die Psalmodie, die
Kurzlesung und der Versikel. Geschlossen wird mit der
Oration und - wenigstens beim Gebet in Gemeinschaft - mit dem Versikel: "Singet Lob und Preis. Dank sei Gott, dem
Herrn."
80. Die
Hymnen und Orationen sind so ausgewählt, dass sie dem überlieferten Charakter
der jeweiligen Tagesstunde entsprechen und in angemessener Weise deren
Heiligung dienen. Wer also nur eine einzige der Kleinen Horen betet, muss jene
Teile verwenden, die der Stunde entsprechen. Auch die Kurzlesungen und die
Orationen wechseln je nach Wochentag, Kirchenjahreszeit oder Fest.
81. Für die
Kleinen Horen gibt es zwei Psalmenreihen, eine gewöhnliche und eine ergänzende.
Wer nur eine Hore betet, nimmt die gewöhnliche. Wer mehrere betet, nimmt für
eine die gewöhnliche Psalmodie und für die übrigen die Ergänzungspsalmodie.
82. Die
gewöhnliche Psalmodie besteht aus drei Psalmen (oder Psalmabschnitten,
wenn die vorgesehenen Psalmen länger sind) aus dem Zyklus des Psalteriums und
hat ihre eigenen Antiphonen, wenn es an der entsprechenden Stelle nicht anders
vermerkt ist.
An
Hochfesten, an den Drei Österlichen Tagen und in der Osteroktav nimmt man
eigene Antiphonen mit drei Psalmen aus der Ergänzungspsalmodie, außer es sind
ganz eigene Psalmen angegeben. Fällt ein Fest auf einen Sonntag, so nimmt man
die Sonntagspsalmen der erster Woche.
83. Die
Ergänzungspsalmodie besteht aus je drei Psalmen, die für gewöhnlich den
sogenannten "Gradualpsalmen" entnommen sind.
VI.
Die Komplet
84. Die Komplet ist das letzte Gebet des Tages und soll unmittelbar vor der
Nachtruhe gehalten werden, gegebenenfalls auch nach Mitternacht.
85. Die
Komplet beginnt wie die anderen Tagzeiten mit dem Versikel:
"O Gott, komm mir zu Hilfe" samt "Ehre sei dem Vater",
"Wie im Anfang" und (außerhalb der Fastenzeit) "Halleluja".
86. Es wird
sehr empfohlen, eine Gewissenserforschung folgen zu lassen. Beim Gebet in
Gemeinschaft kann das in Stille geschehen oder im Rahmen eines
.,Allgemeinen Schuldbekenntnisses" nach den Formen des Messbuchs.
87. Es folgt
der entsprechende Hymnus.
88. Die
Psalmodie besteht nach der Ersten Sonntagsvesper aus den Psalmen 4 und 134
(133), nach der Zweiten Vesper aus Psalm 91 (90). Für die übrigen Tage sind
Psalmen ausgewählt, die vor allem das Gottvertrauen wecken. Man darf sie aber
auch durch die Sonntagspsalmen ersetzen, vor allem dann, wenn man die Komplet
auswendig beten will.
89. Auf die
Psalmodie folgt die Kurzlesung mit dem Responsorium "Herr, auf dich
vertraue ich". Den Höhepunkt dieser Hore bildet hierauf das Canticum aus dem Evangelium (Nunc
dimittis).
90. Die
abschließende Oration betet man aus dem Psalterium.
91. Nach der
Oration folgt - auch beim Gebet des einzelnen - der Segen "Eine ruhige
Nacht".
92. Zum
Abschluss folgt eine der Marianischen Antiphonen, zur Osterzeit immer das
"Regina caeli". Die Bischofskonferenzen
können darüber hinaus andere Antiphonen zulassen15.
VII.
Die Verbindung einzelner Horen mit der Messe oder miteinander
93. Wenn die Umstände es in Sonderfällen erfordern, kann man im Chor oder in
Gemeinschaft eine Hore nach den folgenden Regeln mit der Messe verbinden. Messe
und Hore müssen demselben Offizium angehören. Auch darf daraus kein
seelsorglicher Schaden entstehen. Besonders wichtig ist das an Sonntagen.
94. Wenn die
Laudes, im Chor oder in Gemeinschaft gefeiert, der Messe unmittelbar
vorangehen, kann man mit dem Eröffnungsvers und dem
Hymnus der Laudes beginnen - so eher an Wochentagen - oder mit dem Gesang des
Eröffnungsverses der Messe und dem Einzug und Gruß des Zelebranten - so eher an
Festtagen. Bei beiden Möglichkeiten entfallen die übrigen Elemente des
Eröffnungsritus.
Dann folgt
die Psalmodie der Laudes in gewohnter Weise bis zur Kurzlesung ausschließlich.
Das Allgemeine Schuldbekenntnis der Messe entfällt; gegebenenfalls auch das
Kyrie. Dann folgt je nach den Rubriken das Gloria, und der Zelebrant trägt das
Tagesgebet der Messe vor. Dann folgt der Wortgottesdienst in gewohnter Weise.
Die Fürbitten
hält man an der Stelle und nach der Form, die in der Messe üblich sind. In
einer Messe am Morgen eines Wochentages können aber auch die Bitten der Laudes
verwendet werden.
Nach der
Austeilung der Kommunion und dem Kommuniongesang wird das Benedictus mit seiner
Antiphon aus den Laudes gesungen. Das Schlussgebet und alles weitere
sind wie sonst in der Messe.
95. Wenn die
öffentlich gefeierte Mittlere Hore (je nach Tagesstunde Terz, Sext oder Non)
der Messe unmittelbar vorangeht, kann man - so eher an Wochentagen - mit dem Eröffnungsvers und dem Hymnus der Hore beginnen oder mit
dem Gesang des Eröffnungsverses der Messe und dem Einzug und Gruß des
Zelebranten - so eher an Festtagen. Bei beiden Möglichkeiten entfallen die
übrigen Elemente des Eröffnungsritus.
Dann folgt
die Psalmodie der Hore in gewohnter Weise bis zur Kurzlesung ausschließlich.
Das Allgemeine Schuldbekenntnis entfällt; gegebenenfalls auch das Kyrie. Dann
folgt je nach den Rubriken das Gloria, und der Zelebrant trägt das Tagesgebet
der Messe vor.
96. Die
Vesper, die der Messe unmittelbar vorangeht, wird auf dieselbe Weise wie die
Laudes mit ihr verbunden. Die Erste Vesper eines Hochfestes, eines Sonntags
oder eines Herrenfestes, das auf einen Sonntag fällt, kann aber erst gefeiert
werden, nachdem die Messe des vorangehenden Tages bzw. des Samstags gehalten
ist.
97. Wenn die
Kleine Hore (Terz, Sext oder Non) oder die Vesper auf die Messe folgt, wird die
Messe in gewohnter Weise bis einschließlich des Schlussgebetes gefeiert.
Nach dem Schlussgebet
beginnt unmittelbar die Psalmodie der Hore. Bei der Kleinen Hore entfällt die
Kurzlesung; es folgen die Oration und danach die Entlassung wie in der Messe.
Bei der Vesper entfällt die Kurzlesung; es folgt unmittelbar das Magnificat mit seiner Antiphon. Fürbitten und Vaterunser
entfallen. Die Feier schließt mit der Oration und dem Segen über das Volk.
98. Mit
Ausnahme der Heiligen Nacht ist eine Verbindung von Messe und Lesehore in der Regel ausgeschlossen, denn die Messe hat
ihren eigenen Lesezyklus, der von dem der Lesehore zu
unterscheiden ist. Wenn in einem einzelnen Fall trotzdem die beiden Feiern
miteinander verbunden werden, so beginnt gleich nach der zweiten Lesung des
Offiziums und ihrem Responsorium die Messe mit dem Gloria, falls es vorgesehen
ist, oder mit dem Tagesgebet.
99. Wird die
Lesehore unmittelbar vor einer anderen Hore gehalten,
so kann deren Hymnus die Lesehore eröffnen. Am Ende
der Lesehore entfallen dann Oration und Schluss; bei
der anschließenden Hore entfällt der Eröffnungsversikel
samt dem "Ehre sei dem Vater".
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